Der Verlust des Schmerzempfindens verstümmelt Menschen. Er zwingt sie, zuvor automatisch erfolgende Schutzmaßnahmen nun bewusst und lückenlos durchzuführen. Die enorme Aufmerksamkeitsleistung ist kaum durchzuhalten. Entsprechend häufig kommt es zu Rezidiven.
Schon früh wurden Schulungsmaßnahmen versucht. Patienten lernen schnell, welche Maßnahmen als optimal angesehen werden, beziehen das aber oft nicht auf sich und vergessen sie schnell wieder. Bisher konnte nicht nachgewiesen werden, dass solche Maßnahmen Erstulzera verhindern oder Rezidive verzögern.
Schwierigkeiten waren:

  • Patienten glauben nicht an das Kausalmodell, weil sie hyperalgetisch sind oder kitzelig und daraus schließen, alles zu spüren.
  • Patienten beziehen die geschilderten Probleme nicht auf sich.
  • Patienten wenden die empfohlenen Maßnahmen nicht an.
  • Manche Maßnahmen sind schwer nachzuvollziehen oder wirken übertrieben.
  • Patienten kommen nicht zu den Terminen.

Intention

2017 hat eine Arbeitsgruppe im Vorfeld eines, später abgelehnten Innofond-Antrags, einen neuen Ansatz ausgearbeitet.

  • Gespräche 1:1, ca. 30 min.
  • Während die Patienten eine Problematik haben, z.B. ein Ulkus, oder kurz danach
  • Wundassistent:Innen oder Ärzt:Innen oder Podolog:Innen
  • Stimulierende Fragen
  • Fokus auf Umsetzung
  • Wissenserwerb wird als Hausaufgabe ausgelagert

Beteiligte: Dirk Hochlenert, Susan Clever, Gerald Engels, Marlen Harms, Bernhard Kulzer, Anna Trocha

Nachdem der Innofond-Antrag abgelehnt wurde, haben einzelne Gruppenmitglieder das Coaching „auf eigene Faust“ durchgeführt und das als vertrauensbildend und inspirierend empfunden.

Material

Die Arbeitsgruppe hat verschiedene Materialien erstellt:

  • Manifest: Dokument mit den wesentlichen Hintergründen und praktischer Umsetzung
  • Werkzeugkoffer: Sammlung zweiseitig bedruckter Blätter, eine Seite Text und eine Seite Bilder
  • Fragebogen zum Einstieg

Vorgeschlagener Ablauf

  • Patienten ansprechen, ob sie beim nächsten Kontakt in der Fußambulanz 30 Min. zusätzliche Zeit und einen frischen Kopf mitbringen möchten?
  • Fragebogen mitgeben.
  • 1. Termin mit Besprechung des Fragebogens und Aushändigen eines Themenblattes aus dem Werkzeugkoffer
  • 2. weitere Termine: Themenbatt besprechen, neue Fragen besprechen, neues Themenblatt aushändigen.

Fazit

Das Coaching von Menschen mit DFS stellt Betroffene und Behandler auf eine Ebene und verbindet sie. Es schafft Vertrauen und eine gemeinsame Sprache. Der Wissenstransfer wird ausgelagert, der Schwerpunkt liegt auf der Umsetzung.

Die schönen Sketches stammen von Maren Harms