Die Alternativen zu alltagsfernen Therapievereinbarungen und Schuldzuweisungen beim Scheitern betreffen die Kommunikation und technische Aspekte.

Individuell abgestimmte Therapieziele und Kompromisse bei der Entlastung erhöhen die Chance, eingehalten zu werden. Lauffreudige Menschen, Schuhliebhaber, Barfußgeher… – es ist eine berechtigte aber anspruchsvolle Aufgabe, mit jedem die richtige Lösung zu finden. Ästhetische Aspekte sind dabei respektable Bedürfnisse, wird doch die Kleidung als Teil der Person erlebt.

Das heißt nicht, dass eine klare Sprache falsch wäre, im Gegenteil. Was nicht machbar ist, muss so auch transportiert werden. Die Frage „Gibt’s nicht auch was Schöneres?“ ist aber völlig legitim.

Ein Gespräch ohne Tabus findet über Fragen zu typischerweise schwierigen Situationen einen leichten Einstieg: Was haben Sie sich ausgedacht, um nachts mal schnell zur Toilette gehen zu können ohne auf die Wunde zu treten? Was machen Sie, wenn Sie Duschen / aus der Dusche kommen? Was würden Sie zu einem sehr wichtigen Anlass / zum „wichtigsten Date Ihres Lebens“ anziehen?

Viele Pfeile im Köcher bedeuten, im Einzelfall aus mehr Auswahlmöglichkeiten wählen zu können. Methoden der Druckumverteilung mit Filz oder die operative Korrektur von Fehlstellungen sind Beispiele für Techniken, die oft wenig beachtet werden. Der Zugang zu diesen technischen Alternativen kann über das Entitätenkonzept übersichtlich gestaltet werden. Sie sind Thema bei Filzkursen, Koordinator- und Updatekursen.

Die Perspektive variieren

  • Es klingt selbstverständlich: Vereinbaren Sie nichts, wovon Sie ahnen, dass es nicht umgesetzt wird. Dabei ist die Perspektive der handelnden Person entscheidend. Akzeptieren Sie das Unvermeidliche ohne schlechte Gefühle.
  • Überlegen Sie dreimal, ob es notwendig ist, „wenig“, „nur das Nötigste“ oder „kaum“ zu laufen.
  • Zwingen Sie sich genau zu erwägen, warum Fehlstellungen nicht durch Sehneneingriffe korrigiert werden sollen, wenn dort Ulzera drohen oder stattgefunden haben.
  • Fragen Sie bei Verschlechterung nicht, ob viel gelaufen oder andere als die vereinbarten Schuhe getragen wurden. Eine bessere Frage an den Betroffenen wäre: „Was können wir besser machen?“ und an den Behandler „Gibt es Alternativen?“.

Das Scheitern eines Behandlungskonzeptes ist genau das und nicht mehr. Es ist weder ein Versagen des Behandlers, noch das des Patienten. Es sollte eine Veränderung dieses Konzepts zur Folge haben und nicht eine Intensivierung der Motivation.

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